Studienreise in die Bretagne

Auf dieser Reise in den westlichen Vorposten unseres Kontinents entdeckten wir ein Land, das seit Jahrmillionen der Urgewalt des Meeres ausgesetzt ist. Der Kampf gegen dieses gewaltige Element hat das Leben seiner Bewohner bestimmt. In prähistorischer Zeit entstanden die rätselhaften Zeugnisse der Megalithkultur. Die Kelten hinterließen uns Sagen, Symbole und Sprache, aus frühchristlicher Zeit Mystik und Legenden der 7777 Heiligen. Bäuerliche Kirchen und gotische Kathedralen bieten dem tief religiösen Bretonen Schutz vor den Stürmen der Elemente und der Seele. Namenlose Steinmetze meißelten aus Granit das Geschehen um Golgatha auf den unzähligen Wegkreuzen und Kalvarienbergen. Wir folgten all diesen Spuren unter dem großen dramatischen bretonischen Himmel, der das Land in faszinierendes Licht taucht, und kehrten immer wieder zum Ausgangspunkt zurück, zu den Buchten und bizarren Felsküsten, gegen die sich das Meer aufbäumt.

1. Tag

Auf der Anreise besichtigten wir die Kathedrale in Le Mans, eine beeindruckende Schöpfung der Romanik und Gotik mit dem wohl elegantesten Chorstrebewerk Frankreichs.

2. Tag

Wie die Pilger des Mittelalters erstiegen wir den einzigartigen Klosterburgberg des Mont St. Michel und durchwandelten in der Abtei die Zeugnisse von Jahrhunderten bewegter Geschichte. Über eine landschaftlich reizvolle Strecke ging es weiter zur berühmten Korsarenstadt St. Malo, die wir auf dem mittelalterlichen Wehrgang zu Fuß umrundeten. Von hier aus öffnet sich der Blick in vielfältiger Art auf den Hafen und das Meer mit seinen vorgelagerten Inseln. Dann fuhren über den Staudamm des ersten Gezeitenkraftwerkes an der Mündung der Rance (Tidenhub 13,5 m) zum Cap Fréhel, einem imposanten steil abfallenden Felsenkap, das sich Möwen und Kormorane zum Nistplatz erkoren haben. >> Bilder

3. Tag (leider verregnet)

Über Guincamp und Morlaix gelangten wir ins Land der Kalvarienberge. Dorfkirchen, umgeben von Triumphpforten, Beinhäusern und Calvaires, den in Stein gehauenen Passionsdramen, begegneten wir in St. Thégonnec, Guimiliau und Lampaul-Guilmiliau. Über Mittag waren wir im Korsarennest Roscoff. Dort hatten wir die Möglichkeit zu einem Hafenbummel oder ließen uns frischen Fisch und Meeresfrüchte schmecken. Im Norden des Départements Finistère mit seinem reichen Anbau von Frühgemüse und Artischocken liegt St. Pol de Léon. Wir besichtigten die vom normannischen Baustil beeinflusste ehemalige Kathedrale und sahen den Kreisker, den wohl schönsten Kirchturm der Bretagne. Nach einem Besuch auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Lesneven begaben wir uns zur lächelnden Madonna von Le Folgoët, die an einer mit granitenem Lettner geschmückten Kirche die Quelle des Heiligen Salaün beschützt. >> Bilder

4. Tag

Wir fuhren auf die Halbinsel Crozon zum Aussichtspunkt Pointe des Espagnols mit Blick auf Brest und seinen gewaltigen Naturhafen - vom malerischen Fischerhafen Camaret sur Mer gelangten wir hinüber zu den von Wind und Meer wild zerklüfteten Felsklippen der Pointe de Penhir. Am Nachmittag besuchten wir das Städtchen Locronan mit seiner Kirche, die mit der Kapelle und den granitenen Häusern einen sehr schönen Platz umschließt. Vorbei an der Bucht von Douarnenez fuhren wir dann zur westlichen Spitze der Bretagne, der im Abendlicht glitzernden Pointe du Raz, deren weit ins Meer ragende Felssporne bei Sturm von gischtender Brandung umtost werden und manch einem Schiffer schon zum Verhängnis wurden. Wir wohnten in der Nähe des Kaps in einem Hotel direkt am Meer an der Baie des Tréspassés. >> Bilder

5. Tag:

Wir bummelten durch Quimper, besichtigten dort die gotische Kathedrale und fuhren weiter in das Gebiet um Carnac und Locmariaquer. An ausgewählten Beispielen von Steinreihen, Dolmen und Tumuli begegneten wir Zeugnissen dieser noch immer rätselhaften Megalithkultur. Übernachtung in Auray. >> Bilder

6. Tag

Über Vannes und La Roche Bernard ging es weiter nach Guérande. Wir umfuhren die dicken Stadtmauern des im Mittelalter durch Salzhandel reich gewordenen Städtchens und besuchten den Markt sowie die Kirche. Nach einem Abstecher in die alten Salinen fuhren wir über die Promenade des mondänen Badeortes La Baule, dann entlang der Silhouette der Werften von St. Nazaire, über die beeindruckende Loire-Brücke und zurück, nach Nantes, der ehemaligen Hauptstadt der Bretagne. Wir warfen einen Blick auf das Schloss, in dem die fast legendäre bretonische Herzogin Anne geboren wurde und ihre zweite Hochzeit mit dem französischen König Ludwig XII. feierte (wegen Restaurierung noch bis 2006 geschlossen), und ließen uns von der Lichtfülle der spätgotischen Kathedrale umfluten, in der das berühmte Grabmal der Eltern der Anne de Bretagne zu finden ist. Wir nahmen nun endgültig Abschied von der Bretagne. Am Spätnachmittag wartete in Angers im Schloss der Herzöge von Anjou der große Zyklus der Apokalypse auf uns. Die Themen der Menschheit - Sünde, Tod und Errettung - werden auf eindringliche Weise in diesen größten gewebten Teppichen des 14. Jahrhunderts dargestellt. >> Bilder

7. Tag

Heimreise nach Karlsruhe

01.11.2017